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TATIANA'S GESCHICHTE: DIE INSPIRATION HINTER DER TOP STIPENDIEN INITIATIVE

16.06.2022 | BLOG

Mein Name ist Julian und ich bin CEO & Co-Founder von The Opportunity Project. Seit 2021 leite ich die gemeinnützige Organisation und treffe auf dieser spannenden Reise immer wieder auf Menschen, die mich mit Ihren außergewöhnlichen Geschichten inspirieren.

 

Heute möchte ich eine der Geschichten mit Dir teilen, die mir besonders am Herzen liegt. Und zwar geht es um ein Mädchen namens Tatiana und der Entstehung der TOP Stipendien Initiative.

 

Mit jeder investierten Arbeitsstunde und jeder Spende von großzügigen Menschen wie Dir sind wir bemüht, Chancen für Menschen wie Tatiana zu schaffen und ihr dadurch ein erfülltes, selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

 

Ich wünsche Dir viel Freude dabei, mehr über Tatiana – eine unserer TOP Stipendiatinnen 2022 – zu erfahren.

Es war Juni 2021, als wir in der Schule in dem kleinen Dorf La Montañita ankamen, wo gerade im Rahmen der Food for Thought Initiative das Mittagessen ausgeteilt wurde. Die Food for Thought Initiative hat gezeigt, dass ein kostenloses Mittagessen für alle anwesenden Kinder ein großer Anreiz ist, regelmäßig und langfristig in die Schule zu gehen. Die Initiative sorgt dafür, dass immer mehr Kinder erfolgreich die Grundschule abschließen können. 

 

Kurz nach unserer Ankunft ist mir direkt ein bekanntes Gesicht begegnet. Es war ein Mädchen namens Tatiana. Tatiana hatte ich schon während meines ersten Besuchs in Honduras vor drei Jahren kennengelernt. Damals habe ich für einige Zeit bei ihrer Familie gewohnt und hatte dadurch die Möglichkeit, das Leben in diesem Dorf etwas besser kennenzulernen. Tatiana ist mir als ein sehr hilfsbereites, interessiertes und cleveres Kind in Erinnerung geblieben.

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Tatiana mit 9 Jahren vor ihrer Grundschule in 2019

Während sie 2019 selbst noch zur Grundschule gegangen ist, hat sie diese mittlerweile abgeschlossen und verbrachte nun ihre Zeit damit, im Rahmen der Food for Thought Initiative ihrer Mutter beim Kochen und bei der Essensverteilung an die Schulkinder zu helfen. Obwohl ich mich gefreut habe, dass sie The Opportunity Project unterstützt, war es für mich schwer zu begreifen, dass Tatiana mit gerade mal 12 Jahren ihre schulische Laufbahn abgeschlossen hatte. Sollte sie denn nicht auf eine weiterführende Schule gehen und die Möglichkeiten bekommen, weitere Dinge zu lernen? War das wirklich schon alles?

WAS BEDEUTET FLUCHT?

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Julian mit Tatiana, ihrem Bruder und Cousins in 2019

Nachdem Tatiana fertig war, ihrer Mutter bei der Essensausgabe zu helfen und alle Grundschulkinder aufgegessen hatten, ging der Unterricht wieder los. Da in Honduras ein extremer Lehrermangel herrscht, ist üblicherweise ein Lehrer für alle Schüler*innen einer Schule zuständig. Die Schulen sind relativ klein, (La Montañita hat ca. 25 Schüler*innen) jedoch erstrecken sich die Altersklassen von 5-13 Jahre, was einen qualitativ hochwertigen Unterricht schwer macht. Die Lehrer geben dennoch ihr bestes, allen Kindern mit verschiedenen Aufgaben gerecht zu werden.

 

Es überraschte mich sehr, als sich Tatiana unaufgefordert eine paar der älteren Kinder schnappte und ihnen half die Matheaufgaben zu erledigen. Wenige Minuten später stand sie an der Tafel und erklärte den Kindern längere Rechenaufgaben. Man konnte sehen, wie viel Spaß Tatiana in dieser Rolle als Lehrerin hatte, sich selbst kognitiv herausforderte und den anderen half, den Lernstoff zu verstehen.

In einem Gespräch hatte ich einige Zeit später schließlich die Chance, etwas mehr über ihre derzeitige Situation zu erfahren. Auf die Frage, warum sie denn nicht auf eine weiterführende Schule geht, antwortete sie: “Ich würde gerne, aber so eine Schule gibt es hier in der Umgebung leider nicht”. Damit hatte sie vollkommen Recht. Die nächste weiterführende Schule liegt in Talanga, einer Kleinstadt ca. 1,5 h mit dem Auto oder Bus entfernt. Weiter sagte sie “...außerdem können meine Eltern die Schulgebühren, Materialien und die Uniform nicht bezahlen”.

 

Puh. Das musste ich erstmal sacken lassen. Trotz des klaren Bewusstseins, dass die Menschen in diesen Gemeinden vor vielen Herausforderungen stehen, sind manche Situation schockierend. Ich musste an meine eigene Bildungslaufbahn denken. Für mich, meinen Geschwistern und Freunden stand nie in Frage, dass wir nach der Grundschule auf eine weiterführende Schule gehen und anschließend die Möglichkeit haben, in Form eines Studiums oder einer Ausbildung weitere Fähigkeiten zu erlernen. Aber in Deutschland befinden wir uns eben in einer extrem privilegierten Situation und die Realität in Honduras sieht leider anders aus.

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Tatiana die neue Lehrerin in La Montanita?

In diesem Moment wurde mir klar, dass wir hier etwas ändern müssen. Wir müssen ambitionierten Kindern wie Tatiana durch Bildungsmöglichkeiten nach der Grundschule neue Perspektiven bieten. Es ist der entscheidende Schritt, um an die anderen Initiativen anzuknüpfen, diese weiterzudenken und sicherzustellen, dass ein dauerhafter, bedeutungsvoller Wandel erreicht wird. 

 

An diesem Morgen in La Montañita ist die TOP Stipendien Initiative entstanden. Eine Initiative, die Kindern und Jugendlichen im ländlichen Honduras nach Abschluss der Grundschule Zugang zu einer weiterführenden Schule geben soll.

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Mit Hilfe unserer Partner in Honduras haben wir die vollständigen Kosten eines Stipendiums für die weiterführende Schule (einschließlich der erforderlichen Bücher, Unterrichtsmaterialien, Uniform, Schulgebühren und Transportkosten) ermittelt. Daraufhin kamen wir zu dem Entschluss, dass es am sinnvollsten ist, vier Kinder auszuwählen, die zielstrebig, engagiert und motiviert ihre Schullaufbahn fortsetzen wollen. Anschließend sprachen wir mit den Lehrer*innen, Eltern und Gemeindeleiter*innen, besuchten die Häuser der Schulkinder und verbrachten einige Zeit damit, sie kennen zu lernen. Schließlich baten wir alle interessierten Kinder, die die Grundschule bereits abgeschlossen hatten, eine Bewerbung für das Stipendium auszufüllen. Die Auswahl der vier Stipendiat*innen war zweifellos unsere größte Herausforderung.  Am liebsten würden wir alle Menschen unterstützen, die ihre Ausbildung fortsetzen wollen. Wir hielten es jedoch für das Beste, zunächst vier Schüler*innen auszuwählen, damit wir sie vollständig und langfristig unterstützen können.

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Tatiana: Eine der 4 ausgewählten Kinder für das TOP Stipendium

Tatiana schrieb eine hervorragende Bewerbung, in der sie zum Ausdruck brachte, wie gerne sie zur Schule geht und dass es ihr Traum ist, eines Tages Lehrerin zu werden und den Menschen in ihrer Community zu helfen. Ihre inspirierenden Worte zu lesen und zu merken, dass Tatiana ein Beispiel dafür ist, dass unsere Arbeit in Honduras wirklich etwas bewirkt, hat uns zutiefst berührt. Wir sind wirklich auf dem Weg, dauerhafte Veränderungen für Menschen wie Tatiana und so viele andere in ihrer Gemeinde zu schaffen. Es ist eine Ehre für uns, Tatiana zu unterstützen. Wir hoffen ihr, gemeinsam mit Dir, eine bessere Zukunft zu ermöglichen.

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